Suezkanal

Reisebericht aus dem Sanella-Album Afrika

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FAHRT DURCH DEN SUEZKANAL

Die Fahrt durch den Suezkanal, durch das Rote Meer nach Dschibuti im Golf von Aden konnte beginnen. An Bord befanden sich unter anderem Techniker und Ingenieure, die der Kaiser von Äthiopien zum Aufbau seiner Industrie gerufen hatte. Während der Fahrt stand ich auf dem Oberdeck und betrachtete interessiert die Kanalanlagen, die der Franzose Ferdinand de Lesseps im Jahre 1869 fertiggestellt hatte. Zehn Jahre dauerte es bis zur Eröffnung dieses Meere verbindenden Schiffsweges. Die Kosten der Erbauung beliefen sich auf 640 Millionen Franken. Aber so groß auch die Anstrengungen zum Bau dieses Kanals waren und so hoch auch die Kosten dafür erscheinen mögen, so stehen sie doch in keinem Verhältnis zu dem Gewinn, der durch die Verkürzung des Seeweges nach Ostasien und Indien seit fast hundert Jahren erzielt wird. Schon im Altertum hatte der Perserkönig Darius I. die Vorzüge eines verkürzten Seeweges erkannt.

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Er ließ eine Verbindung vom Mittelmeer zum Roten Meer herstellen, die aber später wieder verfiel. In der Schule mußte ich einmal einen Aufsatz darüber schreiben. Und nun konnte ich dieses weltberühmte Bauwerk mit eigenen Augen sehen. Etwa zwanzig Stunden dauerte die Fahrt durch den Suezkanal. Am Ufer ziehende Kamelkarawanen waren uns schon ein vertrauter Anblick geworden. Bald passierten wir die letzte Südschleuse und befanden uns im Golf von Suez. Kurz darauf tauchten zur Linken die wildzerklüfteten Berge Sinais auf. Dort soll einst Moses von Gott die Zehn Gebote erhalten und auf steinerne Tafeln geschrieben haben. Dann dampften wir ins Rote Meer. Natürlich war das Wasser nicht rot. Ein Schiffsoffizier erklärte uns, daß es verschiedene Deutungen dafür gäbe. Man sagt, daß Rot die heilige Farbe der Ägypter war und sie in uralten Zeiten ihrem Meer diesen Namen gaben. Einige versuchen eine Erklärung in der Tatsache zu finden, daß bei Sturm der rote Wüstensand über das weite Meer getrieben wird und dieses dann hellrot leuchtend bedeckt. Andere wiederum glauben, daß die Bezeichnung durch die vielen dicht unter der Wasseroberfläche liegenden Korallenriffe, die große Flächen des Meeres rot erscheinen lassen, entstanden sei. Gleichviel, die Fahrt machte uns viel Freude. Ab und zu tauchten silbergrau glänzende Haie auf. In Dschidda, unserem ersten Hafen, verließen viele Mohammedaner das Schiff, um nach Mekka, der heiligen Stadt, zu pilgern. Ich hörte zum erstenmal, daß sich dort die sogenannte "Kaaba", ein grauer, kastenförmiger Steinbau, befindet. In diesem ruht das größte Heiligtum des Islams, der "schwarze Stein", ein Meteorit. Die heilige Stadt darf von keinem Ungläubigen betreten werden.

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In der Nacht war es so warm, daß Frank und ich auf das Oberdeck gingen, um frische Luft zu schnappen. Plötzlich flammte in der Dunkelheit das grelle Licht eines Scheinwerfers auf und erfaßte eine Schute, wie sie die Eingeborenen benutzen. Da plumpsten auch schon einige Kisten aus der Schute ins Wasser. "Das sind sicher Haschischhändler", meinte Frank, "sie schmuggeln das gefährliche Rauschgift von Arabien nach Ägypten." Von Port Said und Alexandrien geht es in alle Länder der Welt. Dabei bedienen sich die Haschischhändler der raffiniertesten Methoden.

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